Im Osnabrücker Land befindet sich eine eigenartige katholische Kirche. Ihr Kirchenschiff hat einen Knick. Der Eingang befindet sich nicht im Turm sondern dort, wo das mit dem Turm verbundene Kirchenschiff rechtwinklig in das zweite Kirchenschiff übergeht. Im obigen Bilde erblicken wir diesen Eingang in der rechten Tür zum Kirchenschiff, die dort offensteht. Die Bauweise der Kirchenanlage zeigt uns, dass dieses Gotteshaus nicht auf dem Reißbrett entwichelt worden ist. Ihre Konstruktion wurde offenbar den vorhandenen Gegebenheiten angepasst.

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Der Kirchturm

Der Kirchturm war ehemals ein Wachturm, welchen der Edelherr von Holte erbauen ließ, damit seine Ritter von hier oben aus die im Tale verlaufende Frankfurter Heerstraße kontrollieren konnten, über die oftmals feindliche Soldaten einher zogen. Zu jener Zeit lag die Ortschaft Borgloh noch unten im Tale an der Heerstraße. Die Hauptburg der Holter Edelherren lag fünf km entfernt von Borgloh. Als 1147 durch einem Streit zwischen den Herren von Holte und dem Osnabrücker Bischof die Burg hier oben auf dem Berge zerstört worden war, hatte der Wachtturm seine anfängliche Aufgabe verloren. Deshalb wurde dieser Turm zu einem Kirchturm umfunktioniert und durch ein Gotteshaus ergänzt. Aus Platzmangel mussten statt eines langen Kirchenschiffes zwei kurze Kirchenschiffe an diesen Turm angebaut werden. Diese ergänzen sich noch heut einander rechtwinklig. Im obigen Begleitbild lässt sich erkennen, wo dem Gottesdienstbesucher Einlass gewährt wird. Dort sehen wir eine kleine offenstehende Tür. Außerdem erweist sich der Bau als Volkskirche, denn ein feudaler Landesherr konnte hier nicht hoch zu Ross einreiten. An den Schießscharten des Turmes lässt sich erkennen, dass der Kirchturm neben seiner Wachfunktion auch zur Verteidigung diente.

Der Vorraum

Dieser wurde erst bei der letzten Renovierung im Jahre 1983 geschaffen. Der Eingangsbereich gilt nicht nur als Windfang, sondern hier findet der Besucher einen kleinen Schriftenstand, in dem neben frommer Literatur auch der wöchentlich erscheinende „Pankratiusbote“ ausliegt, der das Mitteilungsblatt dieser Kirchengemeinde darstellt.


Der Gang durch das Kirchenschiff

Wie in fast allen Kirchen tritt auch hier der Besucher unterhalb der Orgelempore ein und kann geradeaus zum Chor schreiten. Zu seiner Rechten wie auch zu seiner Linken befinden sich die Sitzreihen der Gottesdienstbesucher. Trotz der äußerlichen Besonderheiten bildet das Innere dieses Gotteshauses eine Einheit, wie wir es bei Kirchen allgemein gewohnt sind, es hier aber aufgrund der äußeren Erscheinung nicht erwartet hätten.

Die innere Ausgestaltung ist weder romanisch noch gotisch. Sie ist einfach einzigartig wie schon zuvor ihr äußeres Erscheinungsbild. Ansonsten ist die St-Pankratius-Kirche in Borgloh typisch katholisch eingerichtet: Sie ist mit vielen Bildern und dreidimensionalen Darstellungen von heiliggesprochenen Christen ausgestattet. Ein Besuch lohnt sich – auch für Protestanten und Freikirchlern sowie Andersgläubigen.

28.03.2022 Kk

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