Der Zehnte wurde im AT in Staate Israel eingeführt, so wie es im 3. Mose 27 gefordert wurde. Allbereits Abraham bezahlte ihn an den König von Salem (Jerusalem), wie es im 1.Mose 14,20 berichtet wird. Das Volk Israel führte ihn gleich bei seiner Staatsgründung im „gelobten Land“ Kanaan ein. Für die damaligen Verhältnisse war dieser „Steuersatz“ von 10% durchaus angemessen. Das Land war unter dem Volke gleichmäßig verteilt worden. Sollte jemandes Anteil über die Jahre geschmählert worden sein, so wurde spätestens im sogenannten Jubeljahr die Gleichheit des Besitzes wieder hergestellt. In Israel waren die Bewohner anfangs also etwa gleich vermögend. Daher war ein einheitlicher Steuersatz von 10% durchaus gerechtfertigt. Aber schon zur Zeit der assyrischen Fremdherrschaft wurde das Jubeljahr abgeschafft. Von nun an gab es Reiche und Arme. Den Letzteren fiel es schwer, den Zehnten an den Tempel zu zahlen. Daher lehrte Jesus diesen Zehnten auch nicht mehr. Doch Christus und seine Nachfolger waren von Anfang an für materielle Gleichheit. Man spricht daher heute noch von dem Urkommunismus in der ersten christlichen Ur-Gemeinschaft. Heute bemüht man sich in christlichen Gesellschaften, einen gewissen Ausgleich materieller Güter mit Hilfe der Steuer-Progression einzuführen. Die Reichen werden mit einem höheren Steuersatz belastet als die Armen. Doch der radikale Kommunismus, bei dem Alle denselben Lohn erhalten, der hat sich nicht bewährt.

Inhaltsverzeichnis

Der Zehnte im Mittelalter

Auf diese Weise konnte bis ins späte Mittelalter im christlichen Europa am Zehnten festgehalten werden. Doch gefordert wurde er nur von den Besitzenden gleichen Standes. Das waren die freien Ritter auf ihren Meyerhöfen. Knechte und Mägde, sowie die Kötter waren unfrei und damit besitzlos. Sie waren von Zehntzahlungen befreit. Doch die sozialen Verhältnisse änderten sich mit der Zeit. Am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft abgeschafft. In der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Gesellschaft durch die Industrielle Revolution grundlegend.

Der Zehnte im 19.Jahrhundert

Diese Industrielle Revolution schuf in Europa völlig neue Besitzverhältnisse. Nun gab es superreiche Unternehmer auf der einen Seite und sehr arme Industriearbeiter auf der anderen. In den modernen Staaten Europas setzte sich daher eine Steuerreform durch, die einen progressiven Steuersatz einführte: Den Niedrigverdienern wurde der niedrigste Steuersatz zugeteilt, den Großverdienern der Spitzensteuersatz. Damit wurde der Zehnte als allgemeinen Steuersatz aufgegeben.

Der Zehnte an die Kirche

Dennoch hielten einige sog Freikirchen traditionsgemäß am „Zehnten“ fest. Doch der Progression der Steuersätze musste Rechnung getragen werden, denn auch die Kirchenmitglieder besaßen ein inhomoges Einkommen. Die Kirchensteuer zu staffeln, machte wenig Sinn, zumal dann die feste „10“ hätte aufgegeben werden müssen. Deshalb orientierte sich die Kirchen an dem Steuersatz, den das Kirchenmitglied an den Staat zahlte. Ein Zehntel vom Letzteren sollte an die Kirche überwiesen werden. Damit schuf man eine progressive, einigermaßen gerechte Kirchensteuer, welche die Leute mit einigem Recht noch als „Zehnten“ bezeichnen konnten.

Der Zehnte im 20.Jahrhundert

Im letzten Jahrhundert wurde in Deutschland die „Mehrwertsteuer“ eingeführt. Nun musste der Bürger von seinem Nettolohn bzw Nettogehalt zusätzlich Steuern bezahlen, wenn er etwas kaufte. Die besteuerte Ware wurde jedoch durch diese zusätzliche Steuer nicht wertvoller sondern nur teurer. Die Kirchen mussten reagieren, damit man ihnen nicht vorwerfen konnte, sie nähmen den Zehnten von einem Lohn, der dem Empfänger gar nicht mehr vollständig zur Verfügung steht. Daher senkten sie ihren Kirchensteuersatz von 10%, auf 9%,dann auf 8% oder sogar auf nur 7% des Lohnsteuerbetrages.

Der Zehnte in sogenannten Freikirchen

In manchen Freikirchen wird der Zehnte vom Nettolohn als finanzieller Beitrag an die Freikirche gefordert. Was einer Familie zur Verfügung steht, ist aber keinesfalls der Nettolohn des Ernährers, denn mit allem, was die Familie davon kauft, bezahlt sie gleichzeitig Mehrwertsteuer. Mancher muss von seinem Netto gar noch Unterhalt oder Miete zahlen. Es ist also gar nicht so leicht, herauszurechnen, welches der Zehnte von dem ist, was uns wirklich zum Leben bleibt. Glücklich dürfen wir darüber sein, dass Jesus Christus den Zehnten nicht gelehrt hat. Auch der Hebräerbriefschreiber fordert ihn keinesfalls: Er empfiehlt lediglich den noch in jüdischer Tradition stehenden Judenchristen, den Zehnten an die Gemeinde zu überführen und nicht an den Tempel! Der Grundkanon dort ist: „Wenn schon der Zehnten, dann bitte an die Gemeinde!“

Der Zehnte in der Moderne

Die Kirche Jesu Christi lebte in ihren Anfängen von Spenden. Erst als Gotteshäuser zu unterhalten waren und professionelle Prediger notwendig wurden, war eine feste regelmäßige Zahlung an die Kirchen unumgänglich. Aber sollte man deswegen den alttestamentlichen Zehnten wieder einführen? – Jesus sagt: „Das eine sollte man tun, das andere nicht lassen.“(s.o. Matthäus 23,23) Es ist schon angebracht, sich nach einer biblischen Richtlinie zu orientieren, damit die Spende an die christliche Gemeinde nicht der Beliebigkeit des Gemeindemitgliedes ausgeliefert ist. Doch die Gemeindeleitung sollte aufpassen, was sie fordert – besser als eine schroffe Forderung wäre eine Empfehlung, so ähnlich wie Christus sie in seinem oberen Ausspruch abgibt! Auch könnte sie folgendermaßen lauten: „Ich habe den Zehnten vom meinem Nettogehalt gezahlt und habe dieses bis heute nicht bereuen müssen,“ wäre so eine ermutigende Empfehlung. Leider hat der, welcher das sagt, nach Christi Wort seinen Lohn schon empfangen. Denn wer mit seinen Gaben angibt, der wird ja schon durch die Anerkennung der Leute belohnt, die es hören und ihn dadurch ehren. Am besten wird es sein, wenn er schweigt und heimlich gibt. Schließlich braucht er im Sozialstaate nicht jede Spende von den Steuern absetzen.
Eine strickte Forderung des Zehnten ohne klare Angaben darüber, wovon der Zehnte zu berechnen sei, ist meiner Meinung nach unbrauchbar. – Jetzt noch eine kleine lustige Geschichte über den geizigen Bauern :

Wat sall dat met den vialen Kerken?

Ik was mohl in euner privaten Kerken. Da hadeste ne janze Menge too betahlen, damet you wat heuern draffst.  De woullen den Zenten von ollem, wat you verdeund haeddest. Un das Aergste was: De dat Priejen doen haet, de woern ganz normale Lui. De haddet nich mol studeuert. De haet moint, de kuennet dat ollet biedder as de Pastor in de Kerken. De haet saecht,  what se so mend over de Beubel. Wen you wuss what heuern, dann moste betahlen, denn de Kerken bekamm keune Stuern vonne Lui, de do hin gohn sin. Dat was ollet privat. Ik haebbe ollet, wat ik over haedde, in de Kerken betahlt. Muine Fru haet farken nix segt. Aver se wull eunen nuijen Kuehlschrank hebben un uine nuiche Kueiken un noch wat. Da gaff et struit un ik hebbe saecht, dat se sul to fruiden suin mit de saken de se heat. Ik suems drofte nich priejen. „We so frech to suine Fru is, de draf nich,“ het se seacht. Ave muine Fru was doch suems aok frech, wuel se suems so wenich geld von mui kruigen het. Un da bin ek och frech weuern. So heb ik betahlt un betahlt un mot dobei juemmer muine Schnuiden hohlen. Am Enne bin ick weg gohn. Ik hebbe mui segt: “ Waruemme sall ik betahlen, wenn de annern us wat vertellt?“ Vertellen künnen we us suims what, de Kinner dem Vadder un Mudder un umgekeiert.“ Nun sin we Sundachs in de Kerken un betahlen usse Kerkensteuiern. Dat annere Geld , dat bruiket we suims! „Obber ik blief bi Di, you holt muine Haenne. You fuierst mui nach duinen Rat end nimmst mui an met Ehren!“ (Psalm 73,23-24)
De Olle!

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