Die Laurentiuskirche in Bünde, wer von den Ost-Westfalen kennt sie nicht? Nur wenige Kirchen unserer Heimat besitzen einen so wuchtigen Turm mit kleinen romanischen Fenstern im Glockenraum wie sie. Mir fällt dabei lediglich die St. Gandolfkirche in Hiddenhausen ein. Beide Kirchen sind etwa 1000 Jahre alt und sind aller Wahrscheinlichkeit nach aus Eigenkirchen karolingischer Königshöfe entstanden. Karolingische Königshöfe waren Meierhöfe, welche Karl der Große während der Eroberung des Sachsenlandes an wichtigen strategischen oder ehemals religiösen Standorten der besiegten Sachen gründete. Zu jedem dieser Königshöfe gehörte eine Kapelle, die sog Eigenkirche. Diese Höfe samt ihren Kirchen betrachteten die fränkischen Kaiser als ihren persöhnlichen Besitz, über den sie allein verfügten. Nach Karl war der Besitzer der Königshöfe und ihrer Eigenkirchen sein Sohn Ludwig der Fromme. Dieser verfügte im Jahre 853 in einer Urkunde, dass die Laurentiuskirche in Bünde dem Herforder Kloster unterstellt werde. Dessen Sohn Ludwig der Deutsche bestätigte später diese Schenkung. Die Stadt Bünde betrachtet das Datum der Schenkung als Gründungsjahr ihrer Stadt.

Kaiser Heinrich IV

Unterbrochen wurde diese Oberaufsicht des Herforder Kloster lediglich durch den salisch-fränkischen König Heinrich IV (1056-1105). Er hatte seinen Freund Benno, der ihm als Baumeister half, den Kaiserdom zu Speyer zu einem grandiosen Bauwerk zu gestalten, als Bischof von Osnabrück ernannt, ohne die Zustimmung des Papst einzuholen. In diesem Zusammenhang fiel auch die Aufsicht über die Bünder Laurentiuskirche wieder an Osnabrück. Wegen dieser und anderer Eingriffe in die Verwaltung der römischen Kirche musste Heinrich 1076/1077 nach Canossa, um vor dem Papst Gregor VII Abbitte zu leisten. Nach Heinrichs Abdankung kam es zw seinem Sohn Heinrich V und dem Nachfolger Gregors zu einer Einigung, in derem Verlauf die Laurentiuskirche wieder in die Obhut der Herforder Äbtissin gelangte.

Grabungen in der Kirche

Grabungen in der Kirche begannen 1979, die immer wieder unterbrochen wurden. Man stellte fest, dass es fünf Bauphasen gegeben hatte, in welchen die Gebäude erweitert bzw die Inneneinrichtungen verändert wurden. Verschiedene Adelsfamilien hinterließen ihr Epitaph im Innenraum der Kirche, so z.B. die Familie Voss-Steinberg, welche das Erbe derer von Blankena antrat, welche das erste bekannte Adelsgeschlecht des Bünder Raumes gewesen war. Das Kirchengebäude wurde innen wie außen rundum erneuert. Kanzel und Orgel schmücken bis heute ihr Inneres.- Ansonsten haben wir es mit einem schlichten, weiß gestrichenen romanischen Kirchenbau zu tun.

Die Urkunde von 853 wird in manchen Schriften als Fäschung bezeichnet. Diese Bezeichnung ist meiner Meinung nach nicht ganz gerechtfertigt, da sie sich auf das Material bezieht und nicht auf den Inhalt der Urkunde. Das Material, auf das in damaliger Zeit eine Urkunde geschrieben wurde, war die Kuhhaut. Die aber blieb über die Jahrhunderte nicht unversehrt. Also musste die Urkunde neu geschrieben werden. Das geschah in der Regel durch Mönche, welche alles nachzeichneten – notfalls auch Siegel und Unterschrift des Herrschers imitierten. 2019 Kk

Quelle: „Die ev. Laurentiuskirche in Bünde“ , Verlag für Religionsgeschite (v|rg), Herforder Forschungen Band 26, ISS 1439-0698, ISS 978-3-7395-1126-9

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