Matthäusevangelium 7, 1-5: „1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. 3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? 4 Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? 5 Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen. 6 Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.“ (Nach Luther)

Inhaltsverzeichnis


1.Welches „Richten“ ist gemeint?

Es handelt sich hier nicht um eine Vorschrift für ausgebildete Richter. Doch auch dieser Berufsstand setzt eine klare Sichtweise und ein tadelloses Verhalten voraus. Auch bei jedem ernsten Christen wünscht man sich solches.
Viele Menschen, welche nicht juristisch ausgebildet sind, verurteilen gern den Nächsten, der ihnen nicht zusagt. Sie fällen ihr Urteil über ihn, und zwar ganz subjektiv. Wenn er ihnen sympathisch ist, dann loben sie ihn, wobei sie seine Charakterschwächen herunterspielen oder gänzlich übersehen. Von dieser Art des Richtens rät uns die Bibel ab.


2.Nicht Richten, sondern Beurteilen

Das gerechte Beurteilen einer Person setzt voraus, dass der Beurteilende über den Dingen steht. Wenn er einen Dieb beurteilen und helfen möchte, dann sollte er selber kein Dieb sein. Ansonsten wird sein diebisches Laster sich als „Balken in seinem Auge“ bemerkbar machen. Seine eigene Kleptomanie macht es ihm unmöglich, einen Dieb vom Wert eines ehrlichen und ehrenwerten Bürgerleben zu überzeugen.
Die obige Bibelstelle nimmt ihr Beispiel aus dem Berufsalltag eines Augenarztes. Nur wenn dieser über eine klare Sicht verfügt, dann kann er dem Patienten auch den Splitter aus dem Auge entfernen.


3.Welche Bedeutung ergibt sich für die Mission?

Dazu ein Beispiel: Den Pharisäern und Schriftgelehrten zur Zeit Jesu fehlte der klare Blick für den Heiland der WELT. Sie hatten einen Balken in ihrem geistlichen Auge, der es ihnen unmöglich machte, in Jesus den Heiland der Welt zu erkennen. Außerdem kritisierten sie Christi Verhalten. „Du gibst dich mit Sündern ab, Du heilst am Sabbat, usw“, so lauteten ihre Vorwürfe. Von diesem Umgang mit Kranken sowie von seinen Wundern am Sabbat wollten sie Jesus abraten. Aber dieser Umgang konnte selbst für ihr Moralverständnis höchstens ein „Splitter“ sein. Sie hielten dieses Verhalten jedoch für Sünde, obwohl es keine war. Das geschah, weil sie einen „großen Balken“ in ihrem geistigen Auge hatten. Der sorgte dafür, dass sie Christi Wohltaten für Sünde hielten.
Am Beispiel der damaligen Pharisäer und Schriftgelehrten können wir erfahren, was einen „Balken im geistlichen Auge“ darstellt: äußerliche Reinheitsgebote, Umgangsregeln und alle selbstkreierten Verhaltensweisen, welche das Mitleid gegenüber den Armen und Kranken nicht zulässt. In Indien habe ich ein solches Verhalten miterlebt, welches manche Mitglieder der oberen Kasten gegenüber der untersten, den „Pangis“, an den Tag legten. Sie halfen diesen Menschen einfach nicht. Sie begründeten ihr Verhalten damit, dass jene in ihrem vorigen Leben gesündigt hätte. Nun müssten sie dafür büßen. In diesen Vorgang dürfe man nicht eingreifen! Ähnlich dachten wohl auch die Pharisäer zur Zeit Jesu.
Es wird auch uns schwerfallen, einen Menschen für das christliche Evangelium zu gewinnen, wenn wir selbst unchristlich leben. Zunächst sollten wir unsere eigenen Fehltritte erkennen und durch Reue und Buße bekämpfen. Wir dürfen auch Pastore und andere geistliche Geschwister darum bitte, sich für uns bei Gott in ihren Gebeten einzusetzen. Dadurch werden wir selber stark und werden in die Lage versetzt, geistlich klar zu sehen und zu urteilen.
Als solche begnadeten Christen dürfen wir auch anderen zum Glauben verhelfen, die sich in seelischer und körperlicher Not befinden. Wir erhalten Zugang zu ihrer Seele, dürfen trösten und mitunter sogar mit ihnen beten. Die Freude ist dann auf beiden Seiten!

29.12.23 Kk

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