Wenn wir die Kapitel 53 bis 55 des biblischen Buches des Jesajas lesen, fällt uns auf, dass sich der Prophet in einer Hochstimmung befindet. Er gerät nahezu ins Schwärmen über die Taten des Allmächtigen. Die Kritik am Volke Israel, wie wir sie in anderen Kapiteln bei ihm vorfinden, ist verstummt. Jesaja scheint sich an keiner Stelle über Verfehlungen zu ärgern. Begeistert beschreibt er eine positive Entwicklung der Frömmigkeit seines Volkes.

Inhaltsverzeichnis


1.Das Kapitel 53

Hier wird der Leidensweg unseres Herrn beschrieben, durch den wir mit Gott versöhnt wurden. Die Verse 4 und 5 mussten wir Schüler im Religionsunterricht der Realschule auswendig lernen.
Jesaja 53: „4 Tatsächlich, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. 5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Jesaja 53 ist für uns Christen das wichtigste Kapitel des AT. In ihm wird Leben und Leiden unseres Herrn Jesus Christus in allen Einzelheiten beschrieben, ebenso die Folgen für uns. Auf Grund seines Opfertodes wird unsere Seele geheilt und mitunter auch unser Körper.


2.Die Kapitel 54-55

Diese Kapitel sind mit äußerst positiven Worten gestaltet worden. Man findet keine Drohungen gegenüber Sündern, keine Strafe für Verfehlungen. Jesaja scheint durch die Offenbarung des Erlösers Jesus Christus dermaßen positiv gestimmt worden zu sein, dass er uns in den beiden folgenden Kapiteln 54 und 55 nur Erfreuliches mitteilt. Er erlebt eine Hochstimmung, die er unbedingt an seine Lesern weiterleiten möchte.
Nun könnte jemand fragen: “Besteht zwischen den Kapiteln 53, 54 und 55 eigentlich ein Zusammenhang?“
Nun jeder Prophet des AT bis hin zu Jesus Christus versammelte hinter sich eine Gruppe von Gefolgsleuten, die Jünger genannt wurden. Einer von ihnen macht sich Aufzeichnungen über das, worüber der Prophet predigte. Hernach hat er seine Aufzeichnungen zu Niederschriften erweitert, die wir heute in der Bibel finden wie z.B. in den Büchern des Jesaja. Wir dürfen uns also darauf verlassen, dass die Botschaften von Jesaja 53, 54 und 55 chronologisch aufeinander erfolgten.
(Propheten und ihre Jünger waren damals schon so organisiert, wie es heute von jedem Verband in der modernen Wirtschaft erwartet wird. Diese haben einen Vorstand, einen Schriftführer und einen Kassierer!)


3.Kapitel 54

„1 Juble, du Unfruchtbare, die du nicht geboren hast! Freue dich und jauchze, die du nicht schwanger warst! Denn die Einsame hat mehr Kinder, als die den Mann hat, spricht der HERR. 2 Mache den Raum deines Zeltes weit und breite aus die Decken deiner Wohnstatt; spare nicht! Spann deine Seile lang und stecke deine Pflöcke fest! 3 Denn du wirst dich ausbreiten zur Rechten und zur Linken, und deine Nachkommen werden Völker beerben und verwüstete Städte neu bewohnen. 4 Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zuschanden werden; schäme dich nicht, denn du sollst nicht zum Spott werden, sondern du wirst die Schande deiner Jugend vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken. 5 Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann – HERR Zebaoth heißt sein Name –, und dein Erlöser ist der Heilige Israels, der aller Welt Gott genannt wird. 6 Denn der HERR hat dich zu sich gerufen wie eine verlassene und von Herzen betrübte Frau; und die Frau der Jugendzeit, wie könnte sie verstoßen bleiben, spricht dein Gott. 7 Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. 8 Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser. 9 Ich halte es wie zur Zeit Noahs, als ich schwor, dass die Wasser Noahs nicht mehr über die Erde gehen sollten. So habe ich geschworen, dass ich nicht mehr über dich zürnen und dich nicht mehr schelten will.
10 Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer. 11 Du Elende, über die alle Wetter gehen, die keinen Trost fand! Siehe, ich will deine Mauern auf Edelsteine stellen und will deinen Grund mit Saphiren legen 12 und deine Zinnen aus Kristallen machen und deine Tore von Rubinen und alle deine Grenzen von erlesenen Steinen. 13 Und alle deine Kinder sind Schüler des HERRN, und großen Frieden haben deine Kinder. 14 Du sollst auf Gerechtigkeit gegründet sein. Du wirst ferne sein von Bedrückung, denn du brauchst dich nicht zu fürchten, und von Schrecken, denn er soll dir nicht nahen. 15 Siehe, wenn man kämpft, dann kommt es nicht von mir; wer gegen dich streitet, wird im Kampf gegen dich fallen. 16 Siehe, ich habe den Schmied geschaffen, der die Kohlen im Feuer anbläst und Waffen macht nach seinem Handwerk; und ich habe auch den Verderber geschaffen, um zu vernichten. 17 Keiner Waffe, die gegen dich bereitet wird, soll es gelingen, und jede Zunge, die sich zum Rechtsstreit gegen dich erhebt, sollst du schuldig sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte des HERRN, und ihre Gerechtigkeit kommt von mir, spricht der HERR.

Vers 1:
In diesem Kapitel rühmt Jesaja das Zölibat, welches sich im späteren Christentum durchsetzen wird. Er rühmt die „Einsame, welche nicht gebiert“ und preist ihr monastisches Leben. Auch Witwen werden dazu eingeladen. Im alten Israel gab es keine Nonnen und keine Mönche. Unfruchtbare Frauen wurden sehr schnell von ihren Männer verstoßen und wurden zu Huren. Auch Männer, welche Zeugungsunfähig waren und daher ledig blieben, gerieten sehr schnell in Verruf. Daher nahm Abraham auf Anraten seiner eigenen Frau Sara seine Magd Haga und zeugte mit ihr Ismael. Auf natürlichem Wege gezeugte Kinder galten als Segen Gottes. Auf ihnen ruhten die Versprechungen (Verheißungen) Gottes. Sie sollten das „gelobte“ Land besitzen. Unfruchtbarkeit galt als Fluch.
Vers 4:
Das sollte sich im NT schnell ändern, nachdem Christus auferstanden war. Die Jünger Jesu fürchteten sich nicht mehr, die Auferstehung ihres Herrn öffentlich zu bekennen. Vielen Frauen erging es wie der Samariterin am Brunnen. Diese fand zum Glauben und vergaß ihre Enttäuschungen, welche die vier Männer bei ihr verursacht hatten, nachdem diese sie verlassen hatten.
Vers 10:
Er spricht von einer Zeit, in der sich Gott nicht mehr von seinem Volk abwenden wird, so wie er es oftmals im AT tuen musste. Das neue Gottesvolk darf den völligen Frieden Gottes erleben, weil es unter der vollkommenden Gnade Gottes stehen wird.
Vers 17:
Es sollen alle, die sich ganz auf Gottes Hilfe verlassen, geschützt sein gegen jede Waffe und gegen jede Zunge, die sie verklagen wird.


4.Kapitel 55


Jesaja 54: “1 Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch! 2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und euren sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. 3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben. 4 Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen bestellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter. 5 Siehe, du wirst Völker rufen, die du nicht kennst, und Völker, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat. 6 Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist. 7 Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird dieser ihm sein Erbarmen erweisen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. 8 Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, 9 sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. 10 Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, 11 so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. 12 Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden. Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Jauchzen und alle Bäume auf dem Felde in die Hände klatschen. 13 Es sollen Zypressen statt Dornen wachsen und Myrten statt Nesseln. Und dem HERRN soll es zum Ruhm geschehen und zum ewigen Zeichen, das nicht vergehen wird.“

Vers1:
Er erinnert uns an die Flüchtlinge, welche von christlichen Nationen aufgenommen werden. Sie besitzen kein Geld. Die christlichen Staaten, in die sie geflohen sind, stellen ihnen Scheine aus, auf Grund derer sie Brot und Getränke umsonst erhalten. Jesaja sieht diese Zeit der Flucht und Aufnahme in einer Vision! Voraussetzung ist allerdings, dass alle diese Menschen auf Gott hören werden, auf den Gott Israels.
Vers 5:
Er spricht von Völkern, welche Israel bisher nicht kannten und welche auch den Israeliten fremd waren. Sie werden Israel besuchen wegen des Heiligen. Wer ist dieser Heilige? – Es ist Jesus Christus! Zu den Stätten seines Wirkens wandern bis heute viele gläubige Christen.
Verse 10 und 11:
So wie der Regen das Land fruchtbar macht, so soll das Wort Gottes in der Zukunft auch sein. So beschreiben es die Verse 10 und 11. Das Wort Gottes wird in der Zukunft Taten hervorbringen und Wunder, so wie diese sich unter den Jüngern nach der Auferstehung Jesu schon ereignet haben.
1.Korintherbrief 12,4-1:
Der Apostel Paulus beschreibt hier die Geistesgaben, welche durch den Heiligen Geist unter den Gläubigen geschehen werden.
„4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt, alles in allem. 7 Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. 8 Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; 9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; 10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. 11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.“
Durch diese Taten breitete sich das Evangelium Christi unaufhaltsam aus, nicht nur direkt nach Christi Auferstehung, sondern über die Jahrhunderte hinweg bis in die Neuzeit.
02.02.2023 Kk

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