In den großen Volkskirchen unterrichten Pastoren und Laienprediger. Sie predigen, beten und informieren. Die Gemeinde hört, liest und sinkt – alles nach Vorgabe. Anteil beim Gebet hat sie in der Regel nur beim gemeinsam gesprochenen „Vater unser“. – War das auch schon in der Urgemeinde so? Dazu lasst uns einmal 1. Korinther 12, 7-11 und 1. Korinther 13 lesen.

Inhaltsverzeichnis


1.Korinther 12,7-11: Die Geistesgaben

„1 Über die Gaben des Geistes aber will ich euch, Brüder und Schwestern, nicht in Unwissenheit lassen. 2 Ihr wisst: Als ihr Heiden wart, zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen. 3 Darum tue ich euch kund, dass niemand, der durch den Geist Gottes redet, sagt: Verflucht sei Jesus. Und niemand kann sagen: Jesus ist der Herr, außer durch den Heiligen Geist. 4 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. 5 Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. 6 Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt, alles in allen. 7 Durch einen jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. 8 Dem einen wird durch den Geist ein Wort der Weisheit gegeben; dem andern ein Wort der Erkenntnis durch denselben Geist; 9 einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; 10 einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. 11 Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist, der einem jeden das Seine zuteilt, wie er will.“
– Aus diesen Zeilen ergibt sich, dass der Schreiber dieses Briefes der Ansicht war, das jeder Anwesende zum Nutzen aller etwas zum Gottesdienst (GD) beitragen solle. Gehen wir nun im Folgenden näher auf den Bibeltext ein.


Worte der Weisheit und Erkenntnis

Diese Gaben gehören in der Regel in den engeren Kreis der kirchlichen Gemeinschaft, z. B. der Presbyter oder der Leiterschaft einer Freikirche. Kann aber auch im Bibelkreis oder Hauskreis praktiziert werden. Hier zeigt sich schon sehr deutlich, dass das Praktizieren einiger Geistesgaben im sonntäglichen GD nicht allen Anwesenden zugestanden werden kann. Aber die Prediger in Freikirchen fordern mitunter zu sog „Zeugnissen“ auf. Dann dürfen Gemeindemitglieder über ihre Erfahrungen aus ihrem Glaubensleben berichten. Der Pastor mag diese hernach kommentieren, allerdings vorsichtig und rücksichtsvoll. Geistesgaben werden auch im täglichemn Leben praktiziert.( Siehe die Verse 8-10)


Der Glaube

Dieser muss sich nicht unbedingt im GD ereignen. Die Gabe des Glaubens sollte über die gesamte Woche praktiziert werden – von Montagmorgen bis Sonntagabend! In den Urgemeinden missionierten die Christen bei jeder Gelegenheit, die sich ihnen bot. Man schaue sich dazu die Geschichte an, in der Philippus dem Kämmerer aus dem Morgenlande die Bibel auslegt und ihn hernach sogar ganz spontan tauft. Der Jünger führt den Kämmerer zum christlichen Glauben, den er selbst besaß. Dieser übertrug sich buchstäblich auf den Fremden. (Vers 9)


Die Gabe der Heilung

Auch diese Gabe, welche in der Jüngerschaft nach Pfingsten angewandt wurde, existiert noch in der Neuzeit! Reinhard Bohnke praktizierte sie z. B. mit seinem Team in Afrika. In der Ecclesia erlebte ich selbst eine wunderbare Heilung. Auch Hermann Zeis, dem Begründer der Ecclesia, wurde nachgesagt, dass in seinen Gottesdiensten spontan Kranke geheilt wurden.
1. Ein Tätowierter mit langen grauen Haaren sitzt einsam und alleine nach dem GD in der Cafeteria:
Ein gläubiger Mann der christlichen Gemeinde gesellt sich zu ihm und erfährt, dass der Tätowierte seine Hände nicht bewegen kann. Sie beten beide um Heilung. Etwa ein oder zwei Wochen später stürzt nach dem GD der ehemals „Handgelähmte“ auf den gläubigen Mann zu, voller Freude über die Heilung seiner Hände.
2. Während meines Aufenthaltes in Indien besuchte ich mit meinen beiden Freunden eine Kinderkirche:
Dort erzählte ein etwa 10-jähriges Mädchen die folgende Geschichte. Eine ältere Dame ihrer Verwandtschaft hatte einen stark geschwollenen Hals (Kropp). Das Mädchen betete für diese Frau. Nach einigen Tagen war die Schwellung fort. (Siehe die Verse 9,10)


Die prophetische Rede

Darunter versteht die Bibel keine Prognose, wie sie Politiker mitunter von sich geben, sondern das Voraussehen eines Ereignisses, das in der Zukunft liegt. Doch Vorsicht, nicht alles tritt wirklich ein, was prophezeit wird. Die Bibel berichtet leider auch von falschen Propheten, deren Prophezeiungen nicht eintrafen. Im Buch des Jeremias lesen wir von ihnen.
Mitunter nimmt Gott auch angedrohte Prophezeiungen wieder zurück, wie im Falle der Stadt Ninive. Dort drohte der Prophet Jona: „Noch 14 Tage und Ninive ist zerstört!“ Ninive tat Buße und blieb ungestraft.


Die Gabe Geister zu unterscheiden

„1 Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn viele falsche Propheten sind hinausgegangen in die Welt. 2 Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Ein jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, der ist von Gott; 3 und ein jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Antichrist, von dem ihr gehört habt, dass er kommen werde, und er ist jetzt schon in der Welt.“ (1.Johannes 4,1) Diese Definition ist sehr speziell. Sie sollte offenbar die Gläubigen vor Religionen schützen, in denen Christus nicht als Retter gepredigt wird. In den Naturwissenschaften würde man diese Definition für den Begriff „Wahrheit“ sicherlich nicht verwenden. Doch in der Religion geht es um den rechten Glauben, der mit naturwissenschaftlichen Methoden nicht bewiesen werden kann. Doch dabei sollte nicht verschwiegen werden, dass die modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse in christlichen Ländern entstanden. Offenbar hängt das rechte Erkennen auch vom rechten Glauben ab.


Zungenrede und ihre Auslegung

Diese Gaben sind weitgehend in Vergessenheit geraten, weil wir über qualifizierte Übersetzer und Übersetzerrinnen verfügen. Zur Selbsterbauung kann die Zungenrede durchaus noch jenen helfen, welche sie praktizieren. Mir half sie in schwieriger Situation, bei der mir im Gebet „nichts mehr einfiel“. Der Apostel Paulus verbietet, diese Sprache im GD zu praktizieren, wenn kein Übersetzer vorhanden ist, der das Unverständliche der Zungensprache in eine verständliche Sprache zu übersetzen vermag, welche alle Zuhörer verstehen können.


1. Korinther 13: Das Hohelied der Liebe

„1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre es mir nichts nütze. 4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie gibt nicht an, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8 Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
Alle die wunderbaren Gaben des Heiligen Geistes Gottes nutzen uns nicht, wenn wir die Liebe, welche oben beschrieben wird, missachten sollten. Alle anderen Gaben sollten im Dienste der Liebe stehen.
Nur im Dienste der Nächstenliebe tragen sie wunderbare Früchte – bildlich gesprochen!
06.06.23 Kk

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