Wir Christen möchten Gottes Willen für unser Leben erfahren. Wenn wir glauben, diesen Willen zu kennen, dann stellt sich uns die Frage: „Wie führen wir ihn aus!“ Dabei fühlen wir uns oftmals überfordert. Furcht und Zittern überkommen uns. Wir hoffen, dass der Herr uns bei der Ausführung seines Willens begleiten möge. Schließlich gilt: „Denn Gott ist’s, der in euch beides bewirkt, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“ (Philipper 2,13) Glaubensgewissheit ist gefragt, denn schließlich werden wir aufgefordert, ohne Klagen und ohne Zweifel unsere Aufgaben in Angriff zu nehmen.

Inhaltsverzeichnis


Die Geschichte über den verlorenen Sohn

Lukas 15,21: „Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.“
Dazu hörte ich eines Sonntags die Auslegung eines Laienpredigers: Das Gleichnis deutete er zunächst in traditioneller Form: Der Vater sei ein Synonym für Gott im Himmel, der alles erschuf. Der im Hause verbliebene Sohn stelle einen Christen dar, welcher sein Leben lang Gott treu gedient habe. Der verlorene Sohn hingegen sei ein Mensch, welcher dem Schöpfer die Treue gebrochen habe, indem er ein sündiges Leben führte. Bis hierher war seine Auslegung traditionsgemäß. Doch dann kam die Überraschung: Zunächst zitierte er folgende traditionelle Interpretation des Gleichnisses: „Wenn zur Versöhnung zw dem Gott-Vater und dem verlorenen Menschen 100 Schritte nötig sind, so geht Gott 99 Schritte, während der verlorene Mensch nur einen Schritt auf ihn zugehen muss“. Doch dann fuhr er fort: „Ich aber sage euch, Gott geht alle 100 Schritte!“ – Sind wir denn alle Marionetten in der Hand Gottes?


Die Geschichte des Jonas

Diese Erzählung der Bibel behandelt den Eigenwillen eines Propheten mit Namen „Jonas“. Im biblischen Buch „Jona“ lesen wir im ersten Kapitel:
„1 Es geschah das Wort des HERRN zu Jona, dem Sohn Amit Tais: 2 Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige gegen sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen. 3 Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem HERRN nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren, weit weg vom HERRN. 4 Da ließ der HERR einen großen Wind aufs Meer kommen, und es erhob sich ein großes Ungewitter auf dem Meer, dass man meinte, das Schiff würde zerbrechen. 5 Und die Schiffsleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott, und warfen die Ladung, die im Schiff war, ins Meer, dass es leichter würde. Aber Jona war hinunter in das Schiff gestiegen, lag und schlief. 6 Da trat zu ihm der Schiffsherr und sprach zu ihm: Was schläfst du? Steh auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht wird dieser Gott an uns gedenken, dass wir nicht verderben. 7 Und einer sprach zum andern: Kommt, wir wollen losen, dass wir erfahren, um wessentwillen es uns so übel geht. Und als sie losten, traf’s Jona. 8 Da sprachen sie zu ihm: Sage uns, um wessentwillen es uns so übel geht? Was ist dein Gewerbe, und wo kommst du her? Aus welchem Lande bist du, und von welchem Volk bist du? 9 Er sprach zu ihnen: Ich bin ein Hebräer und fürchte den HERRN, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat. 10 Da fürchteten sich die Leute sehr und sprachen zu ihm: Was hast du da getan? Denn sie wussten, dass er vor dem HERRN floh; denn er hatte es ihnen gesagt.“
Tatsache war das Folgende: Jona sträubte sich gegen den Auftrag, welchen er von Gott empfangen hatte. Er sollte der Stadt Ninive ihren Untergang prophezeien. Das aber tat er nicht! Deswegen befindet er sich schließlich im Bauche eines Wales. Dieser würgt ihn an einem Strand heraus. Jetzt endlich begibt sich Jona nach Ninive, wandert durch die Straßen der Stadt und wiederholt ständig den Satz: “Noch 14 Tage und Ninive ist ein Trümmerfeld.“ Daraufhin bekehren sich alle Bewohner der Stadt Ninive! Diese Geschichte zeigt: Wenn Gott und sein Prophet sich einig sind, dann ist der Weg zur Buße frei!


Luther 1521 auf dem Reichstag zu Worms

Auch Dr. Martin Luther war auf dem Reichstag zu Worms nicht schon am ersten Tag seiner Anhörung bereit, seine Thesen zu bestätigen. Er erbat sich einen Aufschub. Kaiser und Papst hofften, dass er widerrufen würde. In der folgenden Nacht jedoch kämpfte der Reformator um den Beistand Gottes. Am folgenden Tag bekannte er sich zu seinen Thesen mit den Worten: „Ich kann nicht anders – Gott helfe mir!“
Auch hier wird bestätigt, was Paulus im Philipper 2, 13 bekennt: „13 Denn Gott ist’s, der in euch beides bewirkt, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“
Nun zurück zur Auslegung des Laienpredigers aus dem ersten Beitrag oben. Hatte jener Recht mit seiner Aussage, Gott gehe alle 100 Schritte? – Ja, Gott bewirkt tatsächlich alles. Doch er möchte unbedingt, dass wir seinem Plan zustimmen, den er für uns hat. Dabei brauchen wir keinesfalls als willenlose Marionetten dienen, sondern dürfen als seine erfolgreichen Mitstreiter mitwirken, so wie alle Propheten des AT und des NT, insbesondere wie Jona und Jesaja. Doch Jesaja ist meiner Meinung nach das bessere Vorbild von beiden.
25.05.2023 Kk

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