Im Johannes-Evangelium lesen wir im 1. Kapitel:
„45 Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von dem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josefs Sohn, aus Nazareth. 46 Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann aus Nazareth Gutes kommen! Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! 47 Jesus sah Nathanael kommen und sagt von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist. 48 Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen. 49 Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!“


Das Großmaul

Kennen wir nicht alle diese Menschen, welche so reden wie Nathanael über Jesus damals vor etwa 2000 Jahren? Dieser Menschentyp existiert noch heute – trotz Evolution und Bildung. Mancher meint, durch die Evolution seien die heutigen Menschen klüger und charakterlich höher entwickelt worden als früher. Doch das ist ein Irrtum. Es leben auch heute noch Menschen vom Charakter des Nathanaels. In meinem Bekanntenkreis befindet sich ein Mann, welcher allein in seinem Hause lebt. Seine Nachbarn haben es nicht leicht mit ihm. Er kommandiert sie herum, wie wir es nennen, mischt sich in Streitfälle ungebeten ein und redet großspurig so, als verfüge er über jegliches Spezialwissen. Doch er lebt allein und findet kaum Freunde, die es lange bei ihm aushalten. So ähnlich war auch Nathanael veranlagt. Dieser traute sich, hinsichtlich Jesu zu sagen: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen!“


Das ehrliche Herz

Nathanael offenbarte auch eine positive Anlage seines Charakters: Er war ehrlich und aufrichtig. In Ihm fand hinterhältiges und verlogenes Gebaren keinen Raum. Dieser Nathanael wollte unbedingt wissen, woher Jesus die Informationen über ihn bekommen habe. Woher dieser wisse, dass er ein rechter Israelit sei, in dem kein Falsch ist. Dieser Nathanael stellte ihm daher die Frage: „Woher kennst Du mich?“ – „Bevor Philippus dich rief, als du unter dem Feigenbaum warst, habe ich dich gesehen“, antwortete ihm der Herr. Dort unter dem Feigenbaum, unter dem sich Nathanael allein und unbeobachtet wähnte, hatte er keinen verächtlichen Spruch über Jesus geäußert, so wie er es später in der Gegenwart des Philippus getan hatte. Was unter dem Baum geschehen war, wird uns nicht berichtet. Doch es ist allgemein bekannt, dass Menschen, welche „großspurig“ daherreden, ihr wahres Gesicht offenbaren, wenn sie allein sind. Womöglich hatte Nathanael unter dem Feigenbaum geweint? Oder er hatte den himmlischen Vater um Hilfe angefleht? Was es genau war, das wird uns im Bibeltext nicht überliefert.
Mancher von uns findet sich in der Person des Nathanaels wieder. In der Gesellschaft spucken wir große Töne. Doch sobald wir wieder allein daheim sind, scheint mitunter die Welt über uns „zusammenzubrechen“. Doch Gott der Herr sieht uns auch dort. Glücklich, wer nach solch einem Vorgang, wie ihn Nathanael erlebte, zum Glauben durchdringen konnte.

30.12.22 Kk

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