Fast jeder Mensch kennt Freunde, mit denen er gerne feiert, den Urlaub verbringt, die er berät und von denen er sich beraten lässt. Ebenfalls kennt fast jeder Mensch Mitmenschen, denen er gerne aus dem Wege gehen würde. Das war früher so und ist heute nicht anders. Doch vor etwa 2000 Jahren kam Jesus Christus und lehrte nach Lukas 6,27:„Liebet eure Feinde. Tut jenen Gutes, die euch hassen; segnet die, die euch verfluchen und betet für alle, die euch schlecht behandeln.“

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Unsere Gefühle

Es fällt uns nicht schwer, unsere Freunde zu lieben. Das wäre auch keine besondere Leistung. Diese Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Die Zuneigung dieser freundlichen Menschen macht es uns leicht, sie wieder zu lieben, denn sie fordern durch ihr Verhalten unsere Gegenliebe heraus. Zeit, Geld und sogar intime Geheimnisse stellen wir ihnen bereitwillig zur Verfügung. Aber von diesen Menschen ist im obigen Bibelverse nicht die Rede.

Die Aufforderung der Bibel

Wir sollen auch unsere Feinde lieben. Ist das nicht ein Wahnsinn? Im konkreten Fall kann dass sehr schwer werden. Sollten wir die finanziell unterstützen, welche uns zuvor durch Erbschleicherei ruiniert haben? Oder auf internationaler Ebene: Sollte die USA weiterhin Afghanistan helfen, nachdem Taliban-Kämpfer amerikanische Soldaten durch Terrorakte getötet haben? Das ist doch unmenschlich! – Aber es ist göttlich; denn Gott, Schöpfer und Herr der Welt, lässt ja auch die Sonne aufgehen über Gute und Böse.

Wir sind doch nur Menschen

Der Schöpfer des Himmels und der Erde, der kann sich so etwas leisten. Aber sind wir mit einer solchen rücksichtsvollen Behandlung gegenüber unseren Feinden nicht überfordert? Mitunter fühlten sich sogar vorbildlich lebende Christen und Christinnen damit überfordert. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an eine meiner Nichten. Schon im Vorschulalter wollte sie lesen lernen. Meine Schwester kaufte ihr eine sog „Buchstabensuppe“. Sie bestand aus Plastik-Nudeln, welche zu Buchstaben geformt waren. So geschah es, dass meine Nichte fähig war, die Tageszeitung zu lesen, bevor sie in die Grundschule kam. Das hörte sich mitunter sehr lustig an, denn da sie manche dieser Worte zuvor nicht gehört hatte, betonte sie die falschen Silben. Doch Sätze aus Kinderbüchern gab sie fehlerfrei wieder.

Einschulung meiner Nichte

Als sie eingeschult wurde, langweilte sie sich, wenn ihre Klassenkameradinnen und Klassenkammeraden Alphabet und einfache Sätze lernen mussten. Um sie sinnvoll zu beschäftigen, durfte sie zu Beginn einer jeden Deutschstunde aus einem Kinderbuch vorlesen. Das ging nicht lange gut: Wenn sie nach Unterrichtsschluss abgeholt werden musste, dann zeigten sich oftmals Spuren der Gewalt in ihrem kleinen Gesicht. Eifersüchtige Buben hatten diese ihr beigebracht. Aufgrund der christlichen Erziehung hatte meine Nichte sich nicht gewehrt, wenn einige Jungs sie verprügelten. Sie hatte dann nur ihre Hände schützend vor ihr Gesicht gehalten. Schließlich musste die Mutter ihrer hochbegabten Tochter die Anweisung erteilen: „Wehre Dich, wenn du angegriffen wirst.“ Danach sah ihre Mama nachmittags ein unversehrtes und glücklicheres Kind.

Bei Gott ist nichts unmöglich

Nicht nur die Fünfjährige war überfordert mit der Anweisung ihrer Mutter, immer lieb und keinesfalls gewalttätig zu sein. Wir fühlen uns auch oftmals überfordert, wenn wir die Bibel lesen. Besonders in Lukas 6, 27-35 erkennen wir unsere Grenzen. Sollten wir deshalb zum Islam konvertieren und uns an Mohammeds Koran orientieren? – Nein, dann könnte es bei uns wieder zu Verhältnisse kommen, wie sie im Mittelalter vorherrschten!
Der Glaube beginnt dort, wo übernatürliche Ereignisse geschehen. Die Lehre Jesu Christi in Lk 6,27-35 beschreibt eine Situation, in welcher wir diese Begebenheiten erleben. Christus hat es uns vorgelebt. Es geht also – aber eben nur mit Gott. Mitunter müssen wir unsere Erwartungen an uns und unsere Kinder zurückstecken, so wie es meine Schwester bei einer ihrer Töchter praktizierte. Wir sind eben noch nicht vollkommen, wie unser Herr es war. Dennoch sollten wir die Forderung in Lk 6,27-35 nicht als Illusion abtun. Wer es mit demütigem Mut ganz vorsichtig versucht, Jesu Ratschläge zu befolgen, der wird mit Gottes Hilfe Wunder erleben. Je mehr Wunder wir erleben, um so mutiger werden wir, Jesu Worte in die Tat umzusetzen.
31.08.21 Kk

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