In der ersten Hälfte des 6.Jahrhunderts vor Christi Geburt befindet sich die Führungselite der Juden in der Babylonischen Gefangenschaft. Unter ihnen wirkt der Prophet Hesekiel. Die Juden erkennen sehr wohl, dass diese Gefangenschaft eine Antwort Gottes auf ihre eigenen Verfehlungen ist. Aber sie fühlen sich selber nicht dafür verantwortlich, sondern geben ihren Vorfahren die Schuld. Sie drücken dieses folgendermaßen aus: „Die Väter haben Herlinge gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden. “ (Hesekiel 18,2) Dieser Versuch der Entschuldigung begegnet uns auch heute noch. Man sucht die Schuld bei anderen, um der Bestrafung zu entgehen oder, wenn die Strafe unausweichlich geworden ist, wie in diesem Falle, dann beklagt der Mensch die scheinbare Ungerechtigkeit.Die Eltern und die häuslichen Verhältnisse, in denen man aufgewachsen ist, werden oftmals angeführt: „Mein Vater war auch schon so, daher kann ich nicht anders. Wir sind eben unseren Genen ausgeliefert!“ Auch im betrachteten Prophetenbuch handelt es sich um solch eine Schuldverschiebung, welche der Prophet selbst nicht akzeptieren will! Um ein für alle Male klarzustellen, dass jeder selbstverantwortlich ist für seine Taten, formuliert dieser im 20. Vers seines Buches: „Welche Seele sündigt, die soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Missetat des Vaters…“ Dann fährt er im 21.Verse fort: „Wo sich aber der Gottlose bekehrt von allen seinen Sünden, die er getan hat, und hält alle meine RECHTE und tut recht und wohl, so soll er leben und nicht sterben!“
Der Apostel Paulus geht im NT noch einen Schritt weiter, indem er im Brief an die Römer formuliert: “Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“ (Römer 8,28) In letzter Konsequenz heißt das Folgendes: Selbst die Sünden, die der Mensch begangen hat, können diesem zum Vorteil geraten, wenn er daraus lernt. Durch sie kann Gott ihm die Einsicht schenken, dass Sünde verhängnisvolle Konsequenzen hat. Außerdem erkennt der Mensch, dass es ihm aus eigener Kraft nicht gelingen wird, Gottes Forderungen zu erfüllen, die dieser an ihn stellt.Ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen AT und NT wird am Beispiel dieser beiden Männer Hesekiel und Paulus klar: Das AT bietet dem sündigen Menschen eine neue Chance, das NT rät ihm zu einer neuen Existenz, die der Herr ihm schenken wird.

18.10.18 Kk

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