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Berühmte Philosophen haben sich mit der Frage befasst, ob wir die Umwelt so wahrnehmen, wie sie wirklich ist. Die Bekanntesten von ihnen sind der Königsberger Philosoph Emmanuel Kant, Ludwig Feuerbach und Karl Marx. Während Kant die menschliche Sichtweise relativiert, sind Feuerbach und Marx der Meinung, der Mensch nehme seine Umwelt so wahr, wie sie auch in Wirklichkeit besteht. Da man Gott nicht sehen kann, existiert er für die Letzteren auch nicht.

1.Die Subjektivität: Der Idealismus spricht von dem Dualismus des Seins. Das meint, dass es einerseits objektiv Gegenstände der Schöpfung gibt, wir sie aber andererseits nicht so sehen und erfahren, wie sie wirklich sind. Der Mensch erfährt die Umwelt über seine fünf Sinne. Damit wendet er auf die Wirklichkeit Kategorien an, die ihm von Natur aus mitgegeben wurden. Eine Fliege z. B. hat andere Wahrnehmungskategorien als der Mensch, weil ihre Sinnesorgane anders funktionieren. Allein das Sehen variiert aufgrund verschiedener Augenkonstruktionen. Hätte ein Mensch Augen, die auf Röntgenlicht reagieren würden, sähen wir unsere Mitmenschen als Knochengerüste. Wir sehen also nie die Wirklichkeit so, wie sie wirklich ist.
Unsere Vorstellung von einem Gegenstand ist also nie identisch mit dem Gegenstand selbst. Außerdem projiziert der Mensch seine Wünsche und Vorstellungen in die Gegenstandswelt hinein. Bei Patienten, die einen Gehirnschlag hatten, kann es daher passieren, dass sie ihren langjährigen Lebenspartner nicht mehr erkennen, obwohl ihre Wahrnehmungsorgane noch vollständig intakt sind. Sie können aber mit dem wahrgenommenen Bild keine Erinnerung mehr verbinden und es deshalb auch nicht mehr in ihre Welt einordnen. Den Denkzusammenhang, in dem Wahrnehmungen ihren Platz haben, nennt Kant Kategorie und behauptet, dass sie dem Menschen a priori , also von Geburt an, mitgegeben wurden.
2.Die Unvollständigkeit: Da wir die Wirklichkeit über unsere Sinne wahrnehmen – auch dann, wenn wir diese durch Hilfsmittel wie z. B. das Mikroskop verschärfen – erhalten wir nur einen Teil dieser Wirklichkeit. Unsere Sinne filtern sozusagen nur einen Teil der Wirklichkeit als allgemein überprüfbare Realität heraus.
3.Unverfügbarkeit: Die für uns nicht unbedingt wahrnehmbare Wirklichkeit enthält das Göttliche. Um etwas davon zu verspüren, benötigen wir einen sog. sechste Sinn, der als religiöse Sensibilität verstanden werden kann, oder Gottes direktes Eingreifen in unsere wahrnehmbare Welt. Nach Kant bleibt für Gott noch Platz in einer Welt jenseits der naturwissensschaftlich wahrnehmbaren Realität.

Inhaltsverzeichnis

Ludwig Feuerbach (1804-1872)

1. Für Feuerbach ist das Geistige sekundär, primär ist das Sinnliche und das Anschauliche.
2. Die Kategorien Kants sind bei ihm aufgehoben. Er befindet, dass die Welt so ist, wie der Mensch sie wahrnimmt. Da er in der wahrnehmbaren Welt Gott nicht allgemeinverbindlich nachweisen kann, ist dieser für ihn eine Illusion.
3. Das Bibelwort „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde“ stellt er auf den Kopf und formuliert: „Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde.“ Der Mensch projiziert die Eigenschaften „Allmacht, Gerechtigkeit, Vollkommenheit , Ewigkeit und Unsterblichkeit“ auf ein fiktives Wesen, das er Gott nennt. Dinge, die er selbst nicht erreichen kann, sich aber dennoch wünscht, nehmen in Gott Gestalt an.
4. Feuerbach ruft dazu auf, die Religion zu bekämpfen, da sie den Weg versperre zu den wahren Zielen des Menschen, nämlich zur Erhaltung der Gattung und zur Gestaltung des irdischen Lebens.
5. Das Bewusstsein ist bei Feuerbach wie schon bei Aristoteles die Fähigkeit, sich von Raum und Zeit zu lösen, also über seinen Erfahrungshorizont hinauszuschreiten und alles, auch seine eigene Person zum Gegenstand seines Denkens zu machen.
6. Wesentlich für ihn ist nur, dass er das Bewußtsein folgendermaßen kennzeichnet: „Der Begriff, in welcher der Mensch sein Wesen beschreibt, ist der Begriff Gott. Das Gottvertrauen ist das Selbstvertrauen, das Gottesbewusstsein ist das Selbstbewusstsein, die Gotteserkenntnis ist die Selbsterkenntnis.“
7. Aus ‚Gott ist Liebe‘ wird ‚Liebe ist göttlich‘ usw. Feuerbach erkennt Tugenden als Gebilde unseres Bewusstseins an, leugnet aber die Existenz Gottes.
8. An die Stelle Gottes stellt er das Individuum und seine Gattung bzw. Rasse. Damit ist Feuerbach nicht nur ein ‚Antitheologe‘, sondern auch ein Vorbereiter des Atheismus und Rassismus.

Karl Marx (1818-1883)

1.Marx`s Denken beginnt bei Feuerbach. Für ihn ist Religion als Illusion entlarvt und damit ist ihr Ende gekommen.
2. Er versucht, diese Erkenntnis jedoch für die Praxis zu nutzen. Das Elend der Arbeiterschaft während der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts glaubt er dadurch lösen zu können, dass er die Religion als Opium für das Volk diffamiert. Seiner Meinung nach vertröste sie ihn mit Versprechungen im Jenseits und hindere ihn dadurch daran, seine Lebensbedingungen hier auf der Erde zu ändern.
3. Im Gegensatz zu Feuerbach ruft er das Proletariat zu einer Revolution auf, welche wirtschaftliche und politische Verhältnisse ändert.
4.Von Hegel übernahm Marx, dass die Arbeit entscheidend für die Entwicklung des Menschen sei. Daher wollte er die sinnleere und unangenehme Arbeit an den Fertigungsbändern des Frühkapitalismus beseitigen.
5.Im Gegensatz zu Hegel, der den Geist als Gestalter der Materie ansah, ist bei ihm der Geist das Produkt der materiellen Verhältnisse einer Gesellschaft. Durch die Betrachtung der materiellen Gegenstände und Umstände vermag sich der menschliche Geist erst zu bilden. Das denkende Bewusstsein ist lediglich ein Spiegel der Wirklichkeit: Die Ideen sind abgeleitet (1).
6.Alle politische Theorien, Moral und Religion eingeschlossen, dienen nur dazu, eine Klassengesellschaft zu rechtfertigen, in welcher die herrschende Klasse die arbeitende Klasse ausbeutet. Sie dienen also dazu, den Besitzstand zu sichern und das durch Ausbeutung entstandene Elend der Massen zu lindern. Das letztere übernimmt nach Marx die Religion.
7. Indem Marx das Materielle als primär und den Geist als sekundär einschätzt, stellt er die Grundsätze des Christentums auf den Kopf. So z.B. auch: Johannes 6;63: Der Geist ist’s, der lebendig macht; das Fleisch (Materie) ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.

Quellen

  1. „Religionskritik“; Heinz Fastenrath ; Klett-Verlag
  2. Ein Abriss atheistischer Grundpositionen: Feuerbach, Marx, Nietzsche, Sartre

Eine Materialsammlung von Friedhilde Grenz und Siegfried Vierzig ; Verlag Schroedel / Benzinger

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