Geboren wurde ich am 27. Januar 1943 in Westfalen. Der Arzt, der mich zuhause von meiner Mutter entband, hatte kurz zuvor einen Sohn in der Schlacht um Stalingrad verloren. In den ersten zwei Lebensjahren erlebte ich vieles, was ich nicht einordnen konnte. Da saßen z.B. viele junge Frauen in unserem Keller am Regenwasserbassin.
Später sagte mir meine Mutter, es seien russische Arbeiterinnen gewesen, die bei Fliegeralarm aus dem Werretal, wo sie an der fünfgleisigen Bahn beschäftigt gewesen seien, zu uns hochgelaufen und Schutz gesucht hätten: Stumme, ängstliche Gesichter!

Inhaltsverzeichnis

Die Bombadierung

Mitunter überflogen englischen Bomber unser Haus. Dann spätestens saßen auch Oma und Opa im Keller. Ich hörte Motorgeräusche. Mutter erklärte mir: „Das sind die Motoren der englischen Bomber!“ Kurz darauf hörte man Detonationen!
Mutter hatte ein weißes Bettlaken aus dem Giebelfenster flattern lassen, welches die Bomberpiloten nicht übersehen konnten. Eines Abends hat es dennoch laut geknallt. Der Schlüssel fiel aus dem Schloss der Kellertür und ihre Scheiben zersprangen. Oma weinte! Später sah ich 200 m unterhalb unseres Grundstückes ein halbes Haus stehen. Anschließend wurde erzählt, ein deutscher Soldat habe aus dem Giebelfenster dieses Hauses die anfliegenden Bomber betrachtet. Das hatte ihm offenbar das Leben gekostet.

Unser privater Bunker

Zum Kriegsende verfügten wir über einen Erdbunker. Er lag quer zur Einflugschneise der Bomber und hatte die Form eines auf dem Kopf stehenden Hausgiebels. Erdtreppen führten nach unten, wo ein leuchtend weißes Tuch die Talsohle anzeigte. Vor diesem Tuch hatte ich Angst und wollte daher niemals als erster in den Unterstand gehen. Oben war dieser mit Rundbalken abgedeckt, darüber war Teerpappe gerollt, die mit Erde bedeckt war.

Die Stimme des Verführer

Eines Tages befand ich mich allein im Keller unseres Hauses. Dort tönte ein Volksempfänger, so nannte man den Radioapparat des Dritten Reiches. Ein Mann gröhlte wie ein Irrer mit fanatischer Stimme! Ich weinte vor Angst! Diese Stimme erschien mir unheimlich! Später erfuhr ich, dass es die Stimme des „Führers“ Adolf Hitler gewesen sei.

Kriegsschrott

Kurz darauf kamen die Amerikaner mit ihren Panzern die Umgehungsstraße herunter gefahren. Mutter zeigte sie mir. Doch ich sah sie nicht, wahrscheinlich aufgrund altersbedingter Kurzsichtigkeit! Bald darauf hat man zerschossene Panzer auf die Freifläche gefahren, die zwischen der Auf- und der Abfahrt der Brauerei liegt. Die Kanonentürme waren nicht verriegelt. Wir konnten bequem in die Panzer steigen und dort alles untersuchen, was noch funktionierte. Mit den Stahlkugeln der Kugellager, haben wir „geklickert“. Sie lagen überall herum. Bald kaufte ein Geschäftsmann den gesamten Stahl auf. Er soll später ein Millionär geworden sein. Gut für ihn, schade für uns! Doch wir fanden andere Wege, uns bei Stimmung zu halten! Es gab viel zu entdecken, doch die Gefahr lauerte überall – durch scharfe Munition oder durch noch nicht detonierte Bomben, den sogenannten Blindgängern. Meine Freunde und ich wurden bewahrt, Gott sei Dank!
Die deutsche Kirche war bußfertig und bekannte ihre Mitschuld am Kriege in der „Barmer Erklärung“. Gott, der Schöpfer war gnädig. Wir wurden Exportweltmeister. Auch heute noch profitieren wir von der großen Gnade des Schöpfers!
Kk

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