Gläubige Christen erhalten mitunter einen Auftrag von Gott, dem Herrn. Sie werden „berufen“. So heißt das in der theologischen Ausdrucksweise. In der Bezeichnung „Beruf“ finden wir das Wort „berufen“ wieder. Bei der „Berufung“ kann es sich auch um einen bestimmten Auftrag handeln, den Gott von einem Menschen einfordert. Seiner Berufung zu folgen, das fällt dem Berufenen nicht immer leicht. Ein Beispiel dafür finden wir in der Lebensgeschichte des biblischen Jona.
Inhaltsverzeichnis
1.Jonas Auftrag
Jona 1-3: „1 Es geschah das Wort des HERRN zu Jona, dem Sohn Amit Tais: 2 Mache dich auf und geh in die große Stadt Ninive und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen“
(Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.)
Dieser Auftrag wird im Buche des Jona im AT der Bibel beschrieben. Er ist unmissverständlich eindeutig. Jona wird von Gott berufen, der Stadt Ninive ihren Untergang anzukündigen. Warum das geschehen soll, lehrt uns die Geschichte: Im Königshaus des Stadtstaates wurde Inzest praktiziert. Offenbar kümmerte sich Gott der Herr schon damals nicht nur um Israel sondern auch um die anderen Nationen in der Nachbarschaft seines Volkes, selbst wenn diese fremden Gottheiten dienten.
2.Jonas Weigerung
“ 3 Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem HERRN nach Tarsus fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsus fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsus zu fahren, weit weg vom HERRN.“
Warum floh Jona? Eigentlich hätte er sich freuen können, einen so wichtigen Auftrag von Gott erhalten zu haben. – Nun, er fürchtete sich vor dem mächtigen Königshaus, welches in Ninive regierte. In der Tat musste er damit rechnen, nach seiner Prophezeiung des Unterganges im Auftrage des Königs von Ninive öffentlich hingerichtet zu werden.
Doch Jona durfte lernen, Gott mehr zu fürchten als irgendeinem Menschen. Schließlich ist der Schöpfer der Welt sehr viel mächtiger als jeder Despot dieser Erde. (Ps 77,14)
3.Jona fühlt sich sicher
„4 Da ließ der HERR einen großen Wind aufs Meer kommen, und es erhob sich ein großes Ungewitter auf dem Meer, dass man meinte, das Schiff würde zerbrechen. 5 Und die Schiffsleute fürchteten sich und schrien, ein jeder zu seinem Gott, und warfen die Ladung, die im Schiff war, ins Meer, dass es leichter würde. Aber Jona war hinunter in das Schiff gestiegen, lag und schlief.“
Jona fühlt sich sicher. Deshalb legt er sich schlafen. Wie kann man sich jedoch sicher fühlen, wenn man bewusst den Auftrag Gottes ignoriert? Offenbar meint Jona, sich das leisten zu dürfen.
4.Laien sind oftmals klüger als Profis
„6 Da trat zu ihm der Schiffsherr und sprach zu ihm: Was schläfst du? Steh auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht wird dieser Gott an uns gedenken, dass wir nicht verderben. 7 Und einer sprach zum andern: Kommt, wir wollen losen, dass wir erfahren, um wessentwillen es uns so übel geht. Und als sie losten, traf’s Jona. 8 Da sprachen sie zu ihm: Sage uns, um wessentwillen es uns so übel geht? Was ist dein Gewerbe, und wo kommst du her? Aus welchem Lande bist du, und von welchem Volk bist du? 9 Er sprach zu ihnen: Ich bin ein Hebräer und fürchte den HERRN, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat. 10 Da fürchteten sich die Leute sehr und sprachen zu ihm: Was hast du da getan? Denn sie wussten, dass er vor dem HERRN floh; denn er hatte es ihnen gesagt.“
Die Schiffsbesatzung besteht nicht aus Propheten des Gottes Jahwe. Es scheinen Verehrer anderer Gottheiten zu sein. Auf jeden Fall sind sie intelligenter als Jona: Sie wollen der Ursache des Notstandes, in dem sie sich alle befinden, auf den Grund gehen – währenddessen schläft Jona.
Sie wollen den Verursacher der momentanen Not herausfinden. Daher losen sie. Das Los fällt auf Jona. Nun haben sie den Verursacher der momentanen Notsituation ermittelt und stellen ihn zur Rede. Der sagt: „Ich bin ein Hebräer und fürchte den Herrn…“ Das mag ehrlich gemeint sein. Doch sein Verhalten zeigt, dass er die Leute von Ninive mehr fürchtet als den Allmächtigen. – Vielleicht will er sogar, dass Ninive untergeht. Jedenfalls trotzt er dem Willen seines Schöpfers und fürchtet diesen Schöpfer eigentlich in keiner Weise. Das zeigt sein Handeln eindeutig.
Er erweckt den Eindruck, dass er mit diesem Handeln auch noch angeben möchte, und zwar in folgender Weise: “Seht her, ich habe den Auftrag, den Gott mir erteilt hat, einfach ignoriert. Was bin ich doch für ein toller Kerl!“
5.Jonas Rat an die Schiffsmannschaft
„11 Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir denn mit dir tun, dass das Meer stille werde und von uns ablasse? Denn das Meer ging immer ungestümer. 12 Er sprach zu ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer still werden und von euch ablassen. Denn ich weiß, dass um meinetwillen dies große Ungewitter über euch gekommen ist. 13 Doch die Leute ruderten, dass sie wieder ans Land kämen; aber sie konnten nicht, denn das Meer ging immer ungestümer gegen sie an. 14 Da riefen sie zu dem HERRN und sprachen: Ach, HERR, lass uns nicht verderben um des Lebens dieses Mannes willen und rechne uns nicht unschuldiges Blut zu; denn du, HERR, tust, wie dir’s gefällt. 15 Und sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Da wurde das Meer still und ließ ab von seinem Wüten. 16 Und die Leute fürchteten den HERRN sehr und brachten dem HERRN Opfer dar und taten Gelübde.“
Jona folgt nicht dem Worte Gottes, das ihm befiehlt, die Leute in Ninive zu Umkehr und Buße aufzurufen.
Trotz seines Ungehorsams bleibt er ein erfolgreicher Missionar, wie es uns der Vers 16 vermittelt. Seine vollkommene Ehrlichkeit gegenüber der Schiffsmannschaft lässt jene am Geschehen um Jonas Auftrag in Ninive Anteil haben.
Schließlich landet Jona im Bauch eines Fisches. Dort gibt er endlich nach. Er ist bereit, seine Mission zu erfüllen.
6.Jonas Umkehr
Jona 2: „1 Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte. 2 Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, im Leibe des Fisches 3 und sprach: Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hörtest meine Stimme. 4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen gingen über mich, 5 dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen, ich würde deinen heiligen Tempel nicht mehr sehen. 6 Wasser umgaben mich bis an die Kehle, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. 7 Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! 8 Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel. 9 Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre Gnade. 10 Ich aber will mit dank dir Opfer bringen. Meine Gelübde will ich erfüllen. Hilfe ist bei dem HERRN. 11 Und der HERR sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.“
Diese Worte ermahnen jeden eigensinnigen Menschen, welcher sich für fromm und gottesfürchtig hält. Ihm wird durch diese Geschichte vor Augen geführt, wohin es gehen kann, wenn er Gottes Gebote überschreitet und seine Anordnungen missachtet.
Der dunkle, übelriechende Magen des Wales scheint mir ein Bild für die Hölle zu sein, in welcher all die landen werden, welche bewusst göttliche Gebote übertreten.
Diese „Hölle“ kann für Unbelehrbare schon auf dieser Erde stattfinden. Und das ist gut so, denn hier kann man seinen eigenwilligen, egoistischen Lebensstil noch ändern.
7. Aktualisierung
Was können wir heute aus dieser Jona-Geschichte lernen?
Mit „wir“ spreche ich die Christen an, welche glauben, dass die Geistesgaben noch immer vorhanden sind, wie sie im 1.Korinther 12, 1-11 beschrieben werden. Speziell geht es hier um den Vers 10, der von der „prophetischen Rede“ spricht. Propheten wie Jona werden im AT sehr oft erwähnt. Ihre Gabe existiert jedoch auch im NT. Ansonsten wäre sie vom Apostel Pauls im 1.Korintherbrief nicht erwähnt worden.
Mithin müssen wir auch heute noch mit dieser Gabe rechnen. Sollte ein Gotteskind einer christlichen Kirche diese Gabe besitzen, so könnte es in eine Lage versetzt werden, die der ähnelt, welche Jona durchlitten hat.
Es könnte so ähnlich reagieren wie Jona und zu sich selbst sprechen: „Die christliche Gemeinde, für welche ich diese prophetische Sichtweise erhalten habe, werde ich in Zukunft meiden. Ich möchte eben nicht für verrückt erklärt werden!“ – Dieses Gotteskind wird aufgrund dieser Weigerung nicht unbedingt im Bauch eines Wales geraten wie Jona. Doch könnte es durchaus bestraft werden. Begründung: „Durch die Verweigerung der Prophezeiung werden Menschen geschädigt.“ Wäre in unserem Falle Jona anschließend nicht nach Ninive gegangen, um die Bevölkerung zu warnen, dann hätte das Königshaus mitsamt des Volkes nicht überlebt. Entsprechend wird eine Glaubens-Gemeinschaft nicht überleben, wenn ihre Propheten zu „stummen Hunden“ werden.
Zum Schluss der Betrachtung empfehle ich jedem Leser aus der Bibel Ezekiel 33, 1-7 zu lesen. Dieser erste Teil des Kapitels passt wunderbar zum obigen Thema.
05.05.2025 Kk