Mein Jüngster bat mich eines Tages, meine Memoiren zu schreiben, als ich mich bereits im 80. Lebensjahr befand. Er war der einzige Mensch, welcher mit dieser Bitte an mich herantrat. Eigentlich bin ich ein Mann ohne Ruhm. Die einzigen Auszeichnung für mein Lebenswerk waren bislang der „Oska“, den mein Ältester mir schenkte (siehe rechts, bzw oben), und meine Urkunde für die Ernennung zum Studienrat.

Inhaltsverzeichnis


Die Zeit als Baby

Am 27.01.1943 kam ich durch eine sog Hausgeburt in einem kleinen Dorf namens Schweicheln bei Herford in Westfalen zur Welt. Der Arzt Dr. Kampsmeyer aus dem nahegelegenen Dorfe Hiddenhausen entband mich von meiner zweiundvierzig-jährigen Mutter. Nach der Entbindung erzählte er ihr, dass er vor einigen Tage die Nachricht erhalten habe, dass einer seiner Söhne in der Schlacht um Stalingrad gefallen sei. Ungefähr in dieser Zeit erfuhr auch meine Mama, dass drei ihrer Brüder dasselbe Schicksal im Russlandfeldzuge ereilt hatte.
Als kleines, dickes Baby wuchs ich heran. Später erzählte mir Mama, in Herford habe eine Frau in meinen Kinderwagen geschaut und nachdem sie das wohlgenährte Baby gesehen, habe sie bemerkt: „Selbstversorger!“ Ich fand diese Bemerkung später zutreffend, denn schließlich musste ich ja selbständig Milch aus Mutters Brust saugen. Doch Mutter zeigte sich beleidigt, so oft sie diese Geschichte erzählte, denn schließlich musste sie selbst hungern wie fast alle Frauen ihres Volkes.
Eine andere Geschichte erzählte Mama voller Stolz: Mit mir im Kinderwagen unterwegs, habe sie aufgrund meines Geschreis mich von Bettdecke und Windel befreit. Dabei sei mein Strahl aus dem Kinderwagen heraus im hohen Bogen auf den Bürgersteig geschossen. Dieses berichtete sie mit lächelndem Angesicht.


Die Zeit als halbwüchsiger Jüngling

Mit meinen Altersgenossen spielte ich Fußball, Handball und weitere Mannschaftspiele, bestritt Radrennen, Boxkämpfe sowie weitere Kampfsportarten. In keiner wurde ich berühmt. Es bestätigte sich damit das Urteil meines ersten Religionslehrers, der einmal über mich vor der ganzen Schulklasse bemerkte: „Er kann alles, aber nichts richtig!“ Diese niederschmetternde Beurteilung empfing ich, nachdem ich beim Versuch, einen dreistrophigen Liedtext zu rezitieren, in der zweiten Strophe stotternd hängenblieb. – Aber ich gab nie auf, etwas zu lernen.


Die Zeit als Gymnasiast

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Pädagogik: Kein Lehrer ist erfolgreich bei jedem Schüler
Geschichten: Schule hin und zurück


Aus dem Studium gerissen

1966 verstarb mein Vater mit 64 Jahre. Mutter war von nun an allein im Haus, das sie zusammen mit ihrem Mann 1939 hatte bauen lassen. Sie heizte 1967 immer noch mit Kohle und wollte endlich eine Zentralheizung. Unsere nächsten Verwandten hatten ihr bereits eine Küche mit Elektroherd einbauen lassen. Nun sollte auch ich etwas zum Wohle meiner Mama beitragen. In meiner zahlreichen Verwandtschaft und Bekanntschaft gab es außer mir keinen weiteren Studenten. Sie alle waren sog Proletarier. Einige von ihnen redeten abschätzig von Studierenden, wenn sie überhaupt von ihnen sprachen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich eines Tages von meiner Mama folgende Briefbotschaften erhielt:
Mama: „P hat was vor!“
Kk: „Was denn?“
Mama: „Das darf ich nicht sagen.“
Kk „Dann komme ich nicht mehr heim!“
Daraufhin erhielt ich jeden Tag einen Brief von meiner Mutter, etwa eine Woche lang. Diese Briefe las ich nicht mehr, weil meine Vorbereitungen auf die Klausuren es nicht mehr zuließen. Ganz kurz dachte ich an einen Weg zu Rechtsanwalt. – Doch verwarf ich diesen Plan aus Rücksicht auf meine Mama, die kurz zuvor Witwe geworden war. Schließlich fuhr ich doch nach Hause zu ihr. Dort saß kurze Zeit später auch P. Er legte mir ein Schriftstück vor, das mich verpflichtete, im Haus meiner Mama eine Zentralheizung installieren zu lassen. Ich fragte P : „Von wem kommt dieses Schriftstück?“ P behauptete: „Von der Sparkasse!“ Ich glaubte ihm, denn bis zu diesem Zeitpunkt war P noch eine Authorität für mich. Ich unterschrieb!
Zurück in Münster, wurde mir erst so recht klar, was ich angestellt hatte. Jetzt kam die Honnef-Prüfung auf mich zu. – In Bad Honnef hatten unsere Politiker damals beschlossen, Studenten finanziell zu helfen, deren Eltern das Studium ihres Kindes nicht finanzieren konnten.- Allerdings mussten ich in diesem Zusammenhang wie alle ünterstützten Mathe-Studenten in Münster eine Prüfung beim Leiter des ersten mathematischen Instituts absolvieren. Letzterer war damals Herr Professor Behnke.
Meine Prüfung bei ihm, verlief folgendermaßen:
Prof: „Was ist eine offene Menge?“
Kk: „Das Komplement einer abgeschlossenen Menge!“
Prof: „Was ist eine abgeschlossene Menge?“
Kk: „Das Komplement einer offenen Menge!“
Damit war ich durchgefallen!
Daraufhin schrieb ich meiner Ma etwa Folgendes: „Jetzt muss ich mein Studium abbrechen. Ich habe allerdings keine Berufsausbildung.“
Die Antwort von Mama kam schnell: „Meine Lebensversicherung werde ich mir auszahlen lassen. Für das eingezahlte Geld kannst Du weiterstudieren.“ Außerdem konnte ich in Münster auf ihre Kosten einen Führerschein für den PKW erwerben. Schließlich bestand ich auch die wissenschaftliche Prüfung für das Lehramt an Realschulen. Weiteres über meine Studienzeit in Münster kann auf der folgenden Internetseite nachgelesen werden.
Geschichten: Uni, Haus und Straße


Die Zeit als Realschullehrer

Mit etwa 28.Jahren wurde ich Realschullehrer. Die Theorie dazu hatte ich auf der Uni Münster erlernt, die Praxis auf der Otto-Hahn-Realschule in Herford.
An der Schule herrschte ein eklatanter Lehrermangel, besonders in Mathematik. Eine achte Klasse wurde dort von einem Deutschlehrer in Mathe unterrichtet. Dieser fühlte sich so sehr überlastet, dass er nach 30-minütigen Klassenarbeiten die Schüler selbst korrigieren ließ. Natürlich durfte der Autor der Lösungen nicht seine eigene Arbeit korrigieren. Dafür erledigte das sein Nachbar, der mit ihm an einem Tische saß.
Er verglich die Lösungen seines Nachbarn mit denen, welcher der Lehrer zuvor an die Tafel geschrieben hatte. Dort stand auch die Punktzahl für richtige Lösungen der Aufgaben. Diese musste der Nachbar zusammenzählen und unter die Mathematikarbeit schreiben. Dann brachte er diese nach vorn zum Lehrer. Der schrieb eine Note unter die Arbeit, welche ihm vorgelegt worden war. Das alles geschah in einer einzigen Unterrichtsstunde bei 20 bis 25 Schülern. Das war eine „stramme“ Leistung des Lehrers, die aber keineswegs die wahren Leistungen der einzelnen Schüler wiedergab. Die Noten der bisher geschriebenen Klassenarbeiten, welche ich aus dem Klassenbuch ermitteln konnte, waren ausschließlich die 2 und die 3. Bei dieser Beurteilung gab es offenbar keine oder nur wenige Auseinandersetzungen zwischen Lehrer, Schüler und Eltern.
Nachdem ich diesen fachfremd unterrichtenden Lehrer ersetzt hatte, begann für mich der Ernst des Lehrerlebens. Meine erste Mathe-Arbeit in dieser Klasse war ein Desaster für die Schüler und für mich. Über ein Drittel der Jungs musste ich mit mangelhaft oder ungenügent bewerten. Ich begab mich zum Chef der Lehranstalt und unterrichtete ihn, dass ich die Klassenarbeit noch einmal schreiben müsse. Damit war er aber nicht einverstanden. Sie wurde gewertet. – Weder Schüler noch Eltern beschwerten sich. Die Jungs strengten sich an und ihr junger Lehrer auch. Soweit ich mich erinnern kann, erreichte ein jeder Schüler dieser Klasse seine Mittlere Reife. 19.11.22 Kk


Die Zeit als Gymnasiallehrer

Als etwa 30-jähriger Lehrer erhielt ich eine Anstellung am Königin-Mathilden-Gymnasium in Herford. Kurze Zeit später hielt ich die Ernennungsurkunde zum Studienrat in meinen Händen. Nun konnte ich mich um eine feste Anstellung an einem Gymnasium bewerben. Ich wählte damals das Freiherr-von-Stein-Gymnasium in Bünde-Ennigloh. Dort unterrichtete ich 9 Jahre lang Ma und Physik. Während dieser Zeit lernte ich meine spätere Frau Petra kennen, die ich ein Jahr nach ihrem Abitur heiratete.
Ein Jahr nach der Heirat erblickte meine Tochter Esther das Licht der Welt. Als sie etwa vier Jahre alt war, wechselte ich zurück zum Königin-Mathilden-Gymnasium nach Herford.
7 Jahre nach Esther wurde uns David geschenkt, ein Jahr später Markus.


Begegnungen

In unserem Leben begegnen uns viele Menschen. Einige hinterlassen in uns nachhaltige Eindrücke, an anderen gehen wir vorbei und vergessen sie. Die nachhaltigsten Begegnungen meines Lebens waren und sind immer noch Erfahrungen mit dem christlichen Glauben. Was dabei manche atheistisch gesinnte Menschen über mich denken, das lässt mich gleichgültig. Ich befassen mich lieber mit dem, was Christus in uns Menschen bewirkt.
Trauer wird zur Freude: Meine Mutter nahm mich jeden Sonntag mit in eine sog Freikirche. Während des GD verstand ich so gut wie nichts von dem, was der Prediger sagte. Doch eines Abends kam die Wende. Ich war 15 Jahre alt und völlig verzweifelt. In der Familie herrschte ständig Streit. Dabei wurde es des Öfteren sehr laut. Doch gerade in diesem Alter benötigte ich Ruhe und Unterstützung.Weinend stand ich in einem unserer Kellerräume und erklärte meinem Heiland und Erretter Christus meinen völligen seelischen Bankrott. Daraufhin kam ein unbeschreiblicher Friede über meine Seele, so dass sich mein Klagen in Freudenschreie verwandelte. Von diesem Augenblick an war ich ein fröhlicher, lebensbejahende Mensch. Das allerschönste war, dass ich von da an, die Laienprediger meiner Freikirche verstand. Doch nicht nur von ihren Predigten wurde ich erbaut, sondern auch von jenen Predigten, welche ich später in anderen Kirchen hörte. Selbst der Priester, den ich später während meines Studiums im Dom der westfälischen Stadt Münster hörte, hat meiner Seele Erbauung und Kraft gegeben und nicht nur mir. Heute bin ich weniger Konfessionsgebunden als früher. Dafür pflege ich des Öfteren Kontakte mit Personen verschiedener Weltanschauungen. In christlichen Kirchen finde ich Kontakte sowohl mit Gemeindemitgliedern als auch mit Predigern, die mir etwas zu sagen haben. Auch heute noch reise ich gerne durchs Land und kontaktiere Menschen, mit denen sich mitunter ein Gespräch über den Glauben entwickelt.
Der Herr spricht zu Dir und zu mir: In der Bibel lesen wir an vielen Stelle, dass Gott zu Menschen gesprochen hat. War das nur früher so und ausschließlich bei den Propheten des AT und bei Jesus Christus? Sollte das heute nicht auch noch so sein? Doch da gibt es ein Problem. Stellen wir uns vor, der Herr erteilt uns einen Auftrag, den wir nicht erfüllen wollen. Dann könnte es uns so ergehen wie dem Propheten Jona. Wir lehnen ab und befinden uns anschließend im „Bauche eines Wales“ oder in einer anderen misslichen Lage.
Aber so schlimm kommt es bei Glaubensanfängern gar nicht. Als kleiner Junge vertraute ich dem Herrn. Später in der Pubertät war das schon schwieriger mit dem Vertrauen und dem kindlichen Glauben: Siehe Dir die Seite an: „Wunder: Der vertrauende Glaube“ und dort das Kapitel: „Persönliche Erfahrungen“.22.11.22 Kk
Wunder: Der vertrauende Glaube
Geschichten: Erfahrungen mit Personen und Institutionen

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