Honefprüfung beim Herrn Professor Behnke Was ist eine offene Meng? Nach diesem Kurzschluss im Kreisschluss verlor ich mein Stipendium für ein Semester. Mein Professor wollte natürlich hören: "Eine abgeschlossene Menge liegt vor, wenn jede Folge von Elementen einen Grenzwert besitzt, der zur Menge gehört." Der Assistent hatte uns das auch so eingedrillt. Doch der 70-jährige Professor hatte es sehr eilig. Seine Fragen folgten rasch hintereinander. Daher fühlte ich mich verpflichtet, spontan zu antworten. Dieses wurde mir jetzt offenbar zum Verhängnis. Der Assistent zeigte hernach dafür gar kein Verständnis. Ich bat bei ihm auch nicht um Gnade, war einfach sprachlos. Meine Mutter löste einen Lebensversicherungsvertrag auf und sicherte so mein nächstes Semester finanziell ab.
Auch Alte können hektisch werden, Experimente im großen Hörsaal der Physik Im großen Physikhörsaal befanden sich neben Physikstudenten auch Famula der Medizin, die dort ihr Physikum absolvierten. Der Raum faßte mehrere hundert Studenten, deren Sitzgelegenheiten vom Boden bis unter die sieben Meter hohe Decke reichten. Es sah so ähnlich aus wie in einem modernen Fußballstadion. Für Demonstration zum Fallgesetz hatte man in der Decke ein viereckiges Loch gelassen von etwa einen Meter im Quadrat. Vor jedem Versuch hob der ergraute, in die Jahre gekommene Assistent vom Dachboden aus vorsichtig die Abdeckung des Loches hoch und steckte seinen Kopf durch die Luke, um sich zu gewissern, ob der fallende Gegenstand auch wirklich nur den Hörsaalboden treffen würde - und nicht das erlauchte Haupt seines Herrn. Dabei erhob sich immer ein schallendes Gelächter unter den Studentinnen und Studenten. Eigentlich war es nicht zum lachen, aber es sah so lustig aus: Nur ein weißer Kopf mit einem kurzen Hals auf schwarzem Hintergrund in einer ansonsten schneeweißen Decke war zu sehen - irgendwie makaber! Dann warf er endlich eine Schnur aus der Luke. An ihr waren kleine Bleikugeln im Abstande von 1m, 4m und 9m angebracht. Zwischen dem Aufprallen der Kugeln entstanden gleiche Zeitintervalle, obwohl die räumlichen Abstände zwischen ihnen extrem verschieden waren. Unsere Ernährung Wenn heute die Studenten über die Mensaspeise klagen, dann haben sie keine Ahnung von dem, was wir zwischen 1965 und 1970 durchgemacht haben. Als mittellosen Arbeitersohn hatte man mir Freitisch gewährt. Das hört sich großzügig an - war es für die damalige Zeit auch - verbirgt aber, mit wie vielen Risiken das verbunden war. Nach zwei Wochen hatte ich überall im Gesicht rote, punktförmige Flecken. Bei einem Besuch in der Heimat päppelte meine Mutter mich wieder auf mit Salat und viel Obst aus unserem Garten.
Einmal gab es in der Mensa Rotkohl mit Kartoffeln und Fleisch. Allein die Kartoffeln waren von normaler Qualität. Der Rotkohl war grau und schmeckte wie ausgekautes Kaugummi. Er war absolut ohne jeglichen Geschmack. Das Stück Fleisch hatte es in sich, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war unzerkaubar und daher auch unverdaubar. Meines hatte sich mit Hilfe einer Sehne an einem Backenzahn festgehalten. Immer wenn ich es schon glaubte verschluckt zu haben, zog es sich durch meine Speiseröhre wieder nach oben. Man würde heute den gesamten Vorgang als "Schluck-bunching" bezeichen. Alle ließen zurückgehen. Auf dem Förderband lagen die zerkauten kleinen Fleischstücke. Fast alle Studenten hatten versucht, sie zu verspeisen, mussten sich aber offenbar geschlagen geben. Revolution der Achtundsechziger Münster war spät dran. Als erzkatholische Stadt war sie ja auch eine Festung der Konservativen. Doch bevor die kampferprobten Kommilitonen im Stadttheater die Bühne eroberten, bereiteten wir ihnen den Boden durch kleine Errungenschaften, die das Studentenleben angenehmer gestalteten. Da war z.B. die Eroberung der Rasenflächen: An mehreren Stellen des frischgemähten Rasens am Aasee stand ein Schild mit der Aufschrift "Betreten des Rasens verboten".Ein älterer Herr in blauer Uniform mit Schirmmütze, die ihn als Stadtdiener auswies, sorgte für die Einhaltung dieser Vorschrift. Wo er hinging, da standen die Studentinnen und Studenten auch brav auf, setzten sich aber dort wieder nieder, wo die Amtsperson momentan nicht anwesend war. Diese Methode hatten wir von den Aasee-Enten übernommen. Nachdem wir dieses Spiel einen ganzen Tag lang mit ihm betrieben hatten, ließ sich der Stadtdiener am nächsten Tag nicht mehr sehen. Vielleicht war er entmutig worden oder hatte konditionelle Probleme bekommen. Mit der Zeit verschwanden auch die Verbotsschilder vom Rasen. Leute, wenn ihr heute gepflegten Rasen betreten dürft, denkt daran, wir haben das für Euch damals erkämpft - zumindest in Münster!!! Fernsehen Studenten durften auch im Heim Fernsehen. Es gab aber nur einen einzigen Röhrenfernseher für 100 Studenten. Dennoch gab es keinen Streit um die Programme. Es gab allerdings nur zwei: ZDF und ARD. Ab 20 Uhr Nachrichten: 1967 brach der Sieben-Tage-Krieg in Nahost aus. Tagelang dauerte die Nachrichtensperre, dann die Botschaft: "Israels Panzer rollen mit 60 Km/Std durch den Sinai, die Luftwaffen der Ägypter, Syrer und Jordanier an einem Tag zerstört!" Dann das bewegende Bekenntnis des Königs von Jordanien, der bis zuletzt in der Westbank an der Spitze seiner getreuen Soldaten gekämpft hatte: "God was on the site of Israel!" Kk 26.06.07 |